Gründung in Singapur oder der Schweiz attraktiv?
In den letzten Jahren sind viele Nicht-EU-Länder als attraktive Standorte für Unternehmensgründungen in den Bereichen FinTech und Kryptowährungen in den Fokus gerückt. Länder wie die Schweiz, Singapur oder die Cayman Islands werben mit günstigen regulatorischen Bedingungen, niedrigen Steuern und einer schnellen Abwicklung von Lizenzverfahren. Doch bei näherer Betrachtung offenbaren sich erhebliche Risiken und Herausforderungen, die eine Gründung in Deutschland oftmals zur besseren Wahl machen.
Regulatorische Unsicherheiten und potenzielle Rechtskonflikte
Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit von außerhalb der EU in den europäischen Markt ausdehnen wollen, sehen sich häufig mit erheblichen regulatorischen Unsicherheiten konfrontiert. Die Schweiz etwa, die für ihre finanzielle Stabilität bekannt ist, hat ihre eigenen, von der EU abweichenden, aufsichtsrechtlichen Regelungen. Diese Unterschiede können zu komplexen Herausforderungen führen, wenn Unternehmen versuchen, ihre Dienstleistungen auch in Deutschland anzubieten. Die fehlende Harmonisierung der Regulierungen bedeutet, dass Unternehmen oft hohe Kosten für juristische Beratungen und Anpassungen ihrer Geschäftspraktiken aufwenden müssen, um den Anforderungen sowohl in ihrem Gründungsland als auch in der EU gerecht zu werden.
Steuerliche Risiken und Substanzanforderungen
Viele Nicht-EU-Länder bieten auf den ersten Blick verlockende steuerliche Vorteile. Die Cayman Islands beispielsweise sind bekannt für ihre Null-Prozent-Unternehmenssteuer. Doch deutsche Finanzbehörden könnten Unternehmen, die ihre Einkünfte überwiegend in Deutschland erzielen, dennoch in Deutschland besteuern, selbst wenn sie ihren Sitz in einem Niedrigsteuerland haben. Zudem verlangen deutsche Steuerbehörden eine nachweisbare wirtschaftliche Substanz im Gründungsland. Eine einfache Briefkastenfirma in Singapur ohne echte Geschäftsaktivitäten wird in Deutschland steuerlich und regulatorisch nicht anerkannt. Dies kann zu unerwarteten Steuerlasten und zusätzlichen rechtlichen Herausforderungen führen.
Lizenzerfordernis in Deutschland
Die Lizenz eines Drittstaates erfüllt nie einen Erlaubnisvorbehalt nach deutschem Recht. Daher unterliegt eine erlaubnispflichtige Tätigkeit bei einer Gründung in einem Drittstaat sowohl einem Lizenzerfordernis im Sitzstaat als auch im Tätigkeitsstaat. Die Erleichterungen für Unternehmen mit Sitz in einem EU-Mitgliedstaat finden im Verhältnis zu Drittstaaten keine Anwendung. Es ist daher sehr sinnvoll, ein Unternehmen in dem Land zu gründen und das Lizenzverfahren zu betreiben, in dem die Geschäftstätigkeit im Schwerpunkt ausgeführt werden soll.
Fehlende Nähe zum deutschen Markt und Vertrauensprobleme
Ein weiterer entscheidender Nachteil einer Gründung im Nicht-EU-Ausland ist die fehlende geografische Nähe zum deutschen Markt. Kunden und Geschäftspartner bevorzugen häufig Unternehmen mit einem inländischen Sitz, da dies das Vertrauen erhöht und die Kommunikation erleichtert. Ein persönlicher Kontakt und schnelle Reaktionsmöglichkeiten bei Problemen sind oft entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens im Finanz- und Kryptobereich. Unternehmen, die von weit entfernten Ländern wie den Seychellen oder Hongkong aus operieren, könnten Schwierigkeiten haben, dieses Vertrauen und diese Nähe aufzubauen.
Die Vorteile einer Gründung in Deutschland
Eine Unternehmensgründung in Deutschland bietet dagegen zahlreiche Vorteile, die langfristig den Erfolg sichern können:
- Rechtssicherheit und klare regulatorische Rahmenbedingungen: Sofern der deutsche Markt das Ziel der zu entfaltenden unternehmerischen Tätigkeit ist, schaffen die Gründung und anschließende Durchführung des Lizenzverfahrens in Deutschland eine stabile und transparente Rechtsgrundlage der geschäftlichen Tätigkeit und sorgen für eine verlässliche und langfristige Planungssicherheit.
- Vertrauensvorsprung bei Kunden und Behörden: Ein deutsches Unternehmen genießt in der Regel mehr Vertrauen, insbesondere wenn es um Finanzdienstleistungen und Kryptowährungen geht.
- Nähe zu Kunden und Partnern: Die physische Präsenz in Deutschland erleichtert den Aufbau und die Pflege von Geschäftsbeziehungen.
- Zugang zu Fördermitteln und Unterstützung: Deutschland bietet zahlreiche Programme zur Förderung von Innovationen und Start-ups, die bei der Gründung und dem Wachstum eines Unternehmens unterstützen.
Qualität und Sicherheit für nachhaltigen Erfolg mit einem Kryptogeschäftsmodell
Auch wenn das Lizenzierungsverfahren in Deutschland auf den ersten Blick aufwendiger erscheint, zahlt sich die Gründung in Deutschland langfristig aus. Die Rechtssicherheit und das Vertrauen, die ein deutscher Standort mit sich bringt, sind wesentliche Faktoren für den nachhaltigen Erfolg im Finanz- und Kryptobereich. Mit der richtigen rechtlichen und steuerlichen Beratung können Unternehmen auch in Deutschland ihre innovativen Geschäftsmodelle erfolgreich und sicher umsetzen.
Was WINHELLER für Sie tun kann
Unser spezialisiertes Team aus Anwälten und Beratern unterstützt Sie bei der Gründung in Deutschland:
- Beratung bei der Strukturierung Ihrer Geschäftsidee unter Berücksichtigung der aufsichts- und steuerrechtlichen Anforderungen
- Unterstützung bei der Gesellschaftsgründung und der Durchführung des Lizenzverfahrens
- Erstellung der notwendigen Dokumentation und Verträge sowie Kommunikation mit den Behörden
- Beratung und Unterstützung bei der Aufrechterhaltung einer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation sowie der Übernahme von Compliance-, Geldwäsche- und Datenschutzbeauftragtenfunktionen
Lassen Sie sich von den vermeintlichen Vorteilen einer Gründung im Nicht-EU-Ausland nicht täuschen. Wer langfristig den deutschen Markt erfolgreich erschließen will, ist mit einer Gründung in Deutschland auf der sicheren Seite. Wir begleiten Sie auf diesem Weg und beantworten gern Ihre Fragen!
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