Die deutsche eSport-Szene wächst rasant und wird immer professioneller. Längst haben große Vereine wie Schalke 04 oder RB Leipzig eigene eSport-Abteilungen, und Unternehmen wie Mercedes-Benz engagieren sich als Sponsoren. Private TV-Sender haben bereits regelmäßig eSport in ihrem Programm. Auch in der Politik ist das Thema bereits angekommen. So haben sich der wissenschaftliche Dienst des Bundestages und der wissenschaftliche Parlamentsdienst mit der Frage auseinandergesetzt, ob eSport ein Sport ist. Der eSport ist längst kein Randphänomen mehr, das Bild des einsamen Zockers im Keller gehört der Vergangenheit an.
In Deutschland haben nun einige Vereine, Teams und Veranstalter mit dem eSport-Bund Deutschland (ESBD) e.V. (i.Gr.) eine eigene Interessenvertretung gegründet.
Was ist ein Verband?
Ein Verband ist ein Zusammenschluss mehrerer Vereine oder anderer Organisationen zur Verfolgung gemeinsamer Interessen. An der Spitze der sogenannten Verbandspyramide im Sport stehen in der Regel Bundes- oder Spitzenverbände als Dachverbände. Diesen gehören in der folgenden Verbandsebene oftmals Landesverbände an, in denen ihrerseits die Regionalverbände Mitglieder sind. In den Regionalverbänden schließen sich wiederum die eigentlichen Sportvereine zusammen, in denen der Sport durch die Sportler, die dem Sportverein als Mitglied angehören, ausgeübt wird.
Probleme bereitet in Verbänden oftmals die Durchsetzung von Verbandsrecht auf allen Ebenen der Verbandspyramide, wie der Fall des SV Wilhelmshafen, der sich erfolgreich gegen eine Verbandsstrafe der FIFA zur Wehr gesetzt hat, gezeigt hat. Wir haben über diesen bereits Fall berichtet.
Aufnahme in den Deutschen Olympischen Sportbund
Die Verbandsgründung ist ein erster wichtiger Schritt, um im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aufgenommen zu werden, da dies unter anderem eine der organisatorischen Aufnahmevoraussetzungen ist. Die bis dato eher lose Struktur und der maßgebliche Einfluss von Entwicklern, Publishern und anderen kommerziellen Interessenvertretern war bisher einer der größten Kritikpunkte am eSport. Das oft gezeichnete Bild einer wilden, kommerzorientierten eSport-Szene hat sich insbesondere in den letzten Jahren gewandelt. Inwieweit sich der eSport als vom DOSB anerkannte Sportart etablieren kann, wird daher maßgeblich von der Qualität der Verbandsarbeit des ESBD abhängen.
Voraussetzung, um als Sportverband in den DOSB aufgenommen zu werden, ist nicht nur, dass eSport als Sportart nach dem Verständnis des DOSB anerkannt wird, sondern auch, dass der ESBD ausreichende Verbandsstrukturen etablieren kann, wie beispielsweise die Gründung von Landesverbänden in mindestens der Hälfte der Einzugsgebiete der Landessportbünde mit einer Mindestmitgliederzahl von 10.000.
Warum ist die Aufnahme in den DOSB wichtig?
Der DOSB legt als Dachverband aller Verbände der Einzelsportarten und aufgrund seiner hohen gesellschaftlichen Akzeptanz als oberste Instanz des nationalen Sports fest, was als „Sportart“ anzusehen ist. Auch die staatlichen Organe der Rechtspflege können sich daher faktisch der Bewertung des DOSB nicht entziehen.
Anerkennung als Sport im gemeinnützigkeitsrechtlichen Sinne
Die Aufnahme in den DOSB und die damit verbundene Anerkennung und gesellschaftliche Akzeptanz des eSports als Sportart würde einige Vorteile mit sich bringen. Genannt sei an dieser Stelle insbesondere die Möglichkeit einer Anerkennung als Sport im steuerrechtlichen bzw. gemeinnützigkeitsrechtlichen Sinne.
Ist der eSport vom DOSB erst einmal als Sportart anerkannt, wird auch die bisherige Auffassung der Finanzverwaltung und Rechtsprechung auf den Prüfstand gestellt werden müssen. Bisher wird dort die strenge Auffassung vertreten, dass eSport nicht die Kriterien des Sports erfüllt, da er nicht der körperlichen Ertüchtigung im engeren Sinne diene. Dem kann nach unserer Auffassung entgegengehalten werden, dass die Ausübung von eSport Fähigkeiten verlangt, die über reine Denksportarten hinausgehen: Die Spielmodi erfordern hohe Reaktions- und motorische Fähigkeiten im Umgang mit dem Spielgerät und der Wahrnehmung der Geschehnisse auf dem Bildschirm, die nur durch Training erlangt und aufrechterhalten werden können.
Auch bei der Aussage, (Computer-)Spiele dienten vor allem dem Zeitvertreib, der Entspannung und Zerstreuung, kann es in dieser Allgemeinheit wohl nicht bleiben, wenn eSportler den eSport als Wettkampf während einer mehrmonatigen Saison mit mehrmaligem Training pro Woche und speziellem Trainingslager ernsthaft betreiben. Es sprechen daher gute Argumente dafür, dass eine erneute Überprüfung nach der Aufnahme in den DOSB auch gemeinnützigkeitsrechtlich zu einer Neubewertung führen könnte.
Beratung im Gemeinnützigkeitsrecht
Falls Sie einen eSport-Verein oder einen Landes-/Regionalverband gründen und sich vielleicht sogar dem ESBD anschließen wollen, beraten unsere im Gemeinnützigkeitsrecht sowie im Vereins- und Verbandsrecht versierten Berater Sie gerne.
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Rechtsberatung für Sportvereine, Sportverbände und Sponsoren